Dienstag, 26. November 2013

Ein Wort zu Chanukah

In den Selichos, den Vergebungsgebeten zum 10. Teves acht Tage nach Chanukah, klagen wir darüber, daß einst der griechische König uns zwang, die Thora ins Griechische zu übersetzen. Warum wird diese griechische Übesetzung (die Septuaginta) als Tragödie eingeschätzt und warum ist sie sogar ein Grund für unser Fasten am 10. Teves?

Die Antwort darauf ist, daß diese Übersetzung den Beginn der hellenistischen Ära in der jüdischen Geschichte markiert, eine Zeitepoche, die durch Häresie und Abfall von der Thora von bis dahin unbekannten Ausmaß geprägt war. Juden eigneten sich die griechische Sprache an und studierten die griechische Kultur. Natürlich wollten sie  Juden bleiben und auch die Thora erhalten. Doch sie wollten sie von einem lebendigen Buch, das von Juden Tag und Nacht studiert, diskutiert und auf den unterschiedlichsten Ebenen erklärt wird, in einen trockenen und statischen Text umwandeln. Die Septuaginta kam diesem Ansinnen entgegen.


In jener Zeit erstarkte die Bewegung der Sadduzäer. Diese Sekte und die Hellenisten waren eng miteinander verbunden, weil auch die Sadduzäer danach strebten, die mündlich überlieferte Thora zu verleugnen und ihr Judentum nur auf die schriftliche Form zu stützen. Für sie war die Thora ein fixer Text, ohne Raum für Fragen und Debatten. Sie verbrachten keine Zeit damit, über der Thora und ihrer Interpretation zu sitzen und zu lernen wie die Weisen des Talmud es taten, sie studierten stattdessen griechische Philosophie und Kultur. Ihre Sicht der Thora wurde durch eine Aussage von Elazar ben Poirah, der den König Yannai dazu ermunterte, alle Weisen zu töten, anschaulich dargestellt: „Was wird (dann) aus der Thora werden?“, fragte Yannai und Elazar antwortete: „Die Thora sitzt in einer Ecke. Wer will kann sie studieren“ (Kidduschin 66a).

Die Gemara, die mündliche Überlieferung, ist hingegen voll mit Fragen, Zweifeln, Herausforderungen und dem Drang Hintergründe entdecken zu wollen.

Zu Chanukah erinnern wir uns an den Sieg der Hasmonäer, einer kleinen Minderheit, über die große Mehrheit der Hellenisten und somit auch an den Sieg der lebendigen Thora, des mündlichen Gesetzes, über eine feste, trockene und übersetzte Thora. Dieser Sieg ist bereits in der Geschichte von Jaacov's Kampf mit dem Engel angedeutet. Der Engel gab Jaacov den Namen „Jisroel“, „denn um den Vorrang gekämpft hast du mit göttlichen Wesen und mit Menschen und hast obsiegt“. Als Jaacov den Engel nach dessen Namen fragte, antwortete der Engel: „Warum doch fragst du nach meinem Namen?“ (Bereischis 32:29-30). Warum war Jaacov Avinu so stark an dem Namen des Engels interessiert? Und warum beantwortete der Engel diese Frage nicht?

Nun, Jaacov argumentierte folgendermaßen: „Mein neuer Name, Jisroel, muß mein Wesen widerspiegeln. Wenn mein Wesen der Tatsache geschuldet ist, daß ich über diesen Engel triumphierte, dann will ich auch den Namen des Engels wissen. Ich will wissen, was so wichtig an diesem Sieg war.“ Der Engel antwortete: „Mein Name ist 'Warum fragst du'.“ Du warst siegreich über die Philosophie, die blinden Glauben verlangt und keine Fragen duldet. Ganz ähnlich war es, als das jüdische Volk schließlich die Sadduzäer schlug, die die Thora als starren Text behandelten und die mündliche Thora verleugneten.

„Da erließ der König ein Dekret, das für das Reich galt“, berichten uns die Makkabäerbücher: „Alle sollten ein Volk werden, und ein jeder seine besonderen Gebräuche aufgeben. Alle Völker fügten sich diesem Befehle des Königs; sogar viele Israeliten fanden Wohlgefallen an diesem (Multi)-Kult; sie opferten den Götzen und schändeten den Schabbat. Nach Jerusalem und den Städten Judas entsandte der König Boten mit schriftlichen Verordnungen: sie sollten sich der bisher dem Lande noch fremden Lebensweise anpassen. Sie sollten die Schlacht-, Brand- und Trankopfer im Tempel abschaffen, die Schabbate und Festtage entweihen und das Heiligtum und das gottgeweihte Volk schänden. Dagegen sollten sie Altäre und Haine und Götzenbilder errichten und daselbst Schweine und sonstiges unheiliges Getier opfern. Ihre Söhne sollten sie unbeschnitten lassen und ihre Seelen durch allerlei Unreines und Greuliches beflecken. So sollten sie das Gesetz vergessen und alle seine Satzungen abschaffen.

Da schlossen sich ihnen viele aus dem Volke an, alle, die vom Gesetz abfielen. Sie verübten Böses im Lande und vertrieben die wahren Israeliten, die sich alsdann in allerlei Schlupfwinkeln verbergen mußten.


Am 15. Kislev des Jahres 145 errichteten sie den Greuel der Verwüstung auf dem Opferaltar, ringsum in den Städten Judas bauten sie Altäre und an den Haustüren, wie in den Straßen brachten sie Rauchopfer dar. Alle Gesetzbücher, die sie ausfindig machen konnten, zerrissen und verbrannten sie. Laut königlichem Dekret traf einen jeden die Todesstrafe, bei dem ein Buch des Bundes sich fand, oder der sich nach dem Gesetze richtete. Mit solchen Gewaltmaßregeln gingen sie gegen Israel vor, Monat für Monat, gegen jeden, den sie in den verschiedenen Städten ertappten. Am 25. des Monats Kislev opferten sie auf dem Altar, der am Brandopferaltar angebracht war. Dem Befehl gemäß töteten sie die Weiber, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen, und hängten ihnen die Kleinen an den Hals, plünderten ihre Häuser und ermordeten jene, die die Beschneidung vorgenommen hatten. Andererseits faßten sich viele in Israel ein Herz und beharrten auf dem festen Entschluß, keine unreine Speise zu kosten. Lieber wählten sie den grausamen Tod, als daß sie sich durch Speisen verunreinigten und bundesbrüchig würden.

Da kamen die Abgesandten des Königs nach der Stadt Modein, um sie durch Opfer zum Abfall zu bewegen. Viele von Israel traten ihnen bei. Als nun Mattathias und seine Söhne sich zusammentaten, da huben die königlichen Abgeordneten an und sprachen: 'Du bist doch ein angesehener und einflußreicher Würdenträger dieser Stadt; Söhne und Verwandte stehen hinter dir. Mach du den Anfang und tritt herzu, gehorsam dem Befehl des Königs, wie alle Völker taten und die Männer Judas und die in Jerusalem Zurückgebliebenen! Dann wirst du samt deinen Söhnen unter den Vertrauten des Königs stehen; Gold und Silber und viele Geschenke werden dir und deinen Söhnen zuteil.'


Mattathias gab Antwort und rief mit erhobener Stimme: 'Wenn auch alle Völker im Machtbereiche des Königs ihm Folge leisten und die Religion ihrer Väter preisgeben und seiner Anordnung sich fügen, so werden doch ich, meine Söhne und Verwandten in dem Bunde unserer Väter weiter wandeln. Es sei ferne von uns, Gesetz und Satzungen preiszugeben! Dem Erlass des Königs leisten wir nicht Folge; wir weichen von unserer Religion nicht ab, weder rechts noch links.' Doch kaum hatte er geendet, da trat vor aller Augen einer von den Juden herzu, um auf dem Altare zu Modein nach des Königs Befehl zu opfern. Als Mattathias dies sah, ergrimmte er vor Entrüstung und erbebte in allen Fasern seines Wesens; nach Recht und Gebühr stieg ihm der Zorn; er stürzte sich auf ihn und erschlug ihn am Altare. Zugleich tötete er den königlichen Beamten, der zum Opfer nötigen sollte, und zerstörte den Altar. Dann rief Mattathias mit lauter Stimme in der Stadt umher: 'Mir nach, wer für das Gesetz eifert und zum Bunde steht!'“

Die Sadduzäer sind lange verschwunden. Doch heute sind wir mit einer anderen dunklen und gefährlichen Sekte konfrontiert, die dem Gesetz, der Thora, den Krieg erklärt hat: der zionistischen. Eingedenk des heroischen Kampfes der Makkabäer für das Gesetz Gottes und Gottes ewigen Bund mit dem jüdischen Volk, begehen wir das Chanukah-Fest und wissen darum, daß Gott auch uns im Kampf gegen die „Sadduzäer von heute“, die Zionisten, zur Seite stehen wird. Amen!

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