Nach jüdischer Zeitrechnung jährte sich der 130. Todestag des großen deutsch-jüdischen Nationalliberalen Eduard Lasker am 7. Teves. Damals, am 5. Januar 1884, erlag er in
New York einem Herzschlag. Geboren wurde er am 14. Oktober 1829 zu
Jaroczin in der Provinz Posen. Seine Eltern waren strengfromme Juden und
sein Vater hatte ihn für das Talmudstudium und zum künftigen Rabbiner
bestimmt.
Der junge Eduard war damit aber nicht einverstanden. Er
entfloh dem Elternhaus, um das Gymnasium in Breslau zu besuchen. Ab
1847 begann er in derselben Stadt mit dem Studium der Mathematik und der
Rechtswissenschaften. Ein Jahr später ging er dann nach Wien, das er
jedoch in Folge des Aufstandes, an dem sich die Studentenschaft
beteiligte, bald wieder verlassen mußte.
Sein
Weg führte ihn sodann an die Universität Berlin, an der er 1851 das
erste Staatsexamen ablegte und beim Berliner Stadtgericht eine
Referendarstelle antrat. Anschließend begab er sich nach England, um das
englische Verfassungsrecht an Ort und Stelle zu studieren. Dort blieb
er über drei Jahre bis er schließlich wieder nach Berlin und in den
preußischen Staatsdienst zurückkehrte.
Durch einige Abhandlungen,
welche staatsrechtliche und politische Themata behandelten, lenkte der
junge Lasker bald die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Im Jahre 1865
wurde er in das Abgeordnetenhaus gewählt, wo er der Fortschrittspartei
beitrat. Es war in der Konfliktszeit: Regierung und Abgeordnetenhaus
standen sich feindlich einander gegenüber. In schneidiger Weise griff
Eduard Lasker das herrschende System an und rügte mit großem Erfolg die
vielfachen Mißstände. Schon jetzt zeigte er sich als gewandter,
tüchtiger und hervorragender Parlamentarier.
Die Blütezeit seiner
parlamentarischen Wirksamkeit trat jedoch erst nach dem Kriege von 1866
ein. Er wurde schließlich der Gründer und Hauptführer der
Nationalliberalen Partei.
Im norddeutschen Parlament sowie später
im deutschen Reichstage wurde er einer der Hauptstützen der inneren
Politik des Reichskanzlers. Er war es namentlich, der bei der großen,
organisatorischen Gesetzgebung im Reichstage teils die Initiative
ergriff, teils das Zustandekommen der Gesetze ermöglichte. Grundsätzlich
hielt er sich von jeder Schönrederei fern. Seine Reden waren stets rein
sachlich gehalten und wurden in ruhiger und gemessener Weise
vorgebracht. Die Ruhe und Sachlichkeit seiner Vorträge, die stets von
seinem Fleiße, seinem Scharfsinn und seinen bedenkenden Kenntnissen
Kunde gaben, waren meistens von überzeugender Wirkung. Wenn Lasker
sprach, und das geschah nicht gerade selten, so hörten ihm alle, Freunde
und Gegner, mit der größten Aufmerksamkeit zu.
Den Höhepunkt
seiner parlamentarischen Tätigkeit erreichte er Anfang des Jahres 1873,
als er mit Kraft, Mut und unschlagbarer Hingebung gegen das sogenannte
Gründertum zu Felde zog. Die großen Reden, die Lasker in Bezug darauf im
Februar des genannten Jahres hielt, waren von eingreifender und
folgenreichster Bedeutung. Mit Mannesmut kämpfte er gegen die Korruption
an und schonte die hohen Persönlichkeiten nicht, welche dieselbe mit
ihren vornehmen Namen deckten.
Als im Jahre 1878 Fürst Bismarck
seine wirtschaftliche Politik änderte, wurde Lasker aus einem Anhänger
ein Gegner des Reichskanzlers. Er trat aus der nationaliberalen Partei
aus und gründete die Partei der Sezessionisten, die zwischen der
erstgenannten und der alten Fortschrittspartei in der Mitte stand.
Die
ungeheuren Anstrengungen, welche Lasker im Jahre 1873 behuf seines
Feldzuges gegen das Gründerunwesen gemacht, hatten seine Gesundheit tief
erschüttert. In seinen letzten Tagen oft kränklich, unternahm er sodann
eine Erholungsreise nach Amerika, von der er nicht mehr zurückkehren
sollte.
Lasker war von kleiner Statur und echt jüdischem Typus.
Aus seinem Organ klang die Sprechweise der aus der Provinz Posen
stammenden Glaubensgenossen hervor.
Dem spezifischen Judentum
stand Lasker leider durchaus fremd gegenüber. Dennoch hat das orthodoxe
Judentum ihm viel zu verdanken. Er war es nämlich, der im Jahre 1876 mit
voller Energie für die Gewissensfreiheit eintrat und seine kräftige
Befürwortung brachte es dahin, daß der Landtag das Austrittsgesetz vom
28. Juli 1876 annahm, ein Gesetz, welches die orthodoxen Minoritäten von
der Zwangsangehörigkeit zu reformatorischen Gemeinden befreit hat. Wie
weit sind wir heute am Anfang des Jahres 2013 von diesem damaligen
Fortschritt für das orthodoxe Judentum in Deutschland entfernt, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß die Zwangsmitgliedschaft - jetzt in einem
zionistischen Dachverband - wieder existiert.
Der
Name Eduard Lasker wird unvergeßlich sein und stets genannt werden,
wenn von der Neubegründung des deutschen Reiches die Rede sein wird. Nie
zuvor hat ein Glaubensgenosse auf die Entwicklung der öffentlichen
Angelegenheiten in Deutschland einen solchen Einfluß ausgeübt wie Eduard
Lasker. Seinem eigenen Anspruche zufolge verdankte er seinen
epochemachenden Scharfsinn und seine strenglogische Denkweise dem
Studium des Talmuds während seiner Knabenjahre. Vielleicht hätte sich
seine Laufbahn noch glänzender und segensreicher gestaltet, wenn er den
Gesetzen des Judentums treu geblieben wäre.
Gelogen! Sie unterdrücken Kritik!
AntwortenLöschenKritik wird hier nicht unterdrückt, aber Unsinn auch nicht veröffentlicht!
LöschenSie verschweigen den schändlichen Nature Karta Auftritt am Holocaust-Tag in Berlin.
AntwortenLöschenEs sind genügend Hinweise darauf hier auf diesem Blog zu finden, wobei ich nicht wüsste, warum das "schändlich" gewesen sein sollte! Lieben Sie es zu "spamen"?
Löschen„Wie weit sind wir heute am Anfang des Jahres 2013 von diesem damaligen Fortschritt für das orthodoxe Judentum in Deutschland entfernt, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Zwangsmitgliedschaft - jetzt in einem zionistischen Dachverband - wieder existiert.“ - Das ist ja ein äußerst faszinierender Satz: Von drei Behauptungen, sind alle drei falsch.
AntwortenLöschenWir sind nicht am Anfang des Jahres 2013, des weiteren existiert gar kein „zionistischer Dachverband“ und auch keine Zwangsmitgliedschaft in einem solchen Verband.
Das mit dem Jahr 2013 ist ein Schreibfehler. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeitm ich werde das korrigieren! Ein "zionistischer Dachverband" existiert hingegen genauso wie die Zwangsmitgliedschaft im sogenannten ZdJ. Dadurch, dass Sie das Gegenteil von dem behaupten, wird Ihre Behauptung nicht wahrer.
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