Auszüge aus einem Artikel aus den "Aachener Nachrichten" vom 18. Mai
Kontroverse Debatte um die Nakba-Ausstellung hat offenbar zusätzliches Interesse geweckt. Friedliche und sachliche Auseinandersetzung.
Kontroverse Debatte um die Nakba-Ausstellung hat offenbar zusätzliches Interesse geweckt. Friedliche und sachliche Auseinandersetzung.
Von Gerald Eimer
Aachen. Der gestrige Besuch der beiden Rabbiner Reuven J. Cabelman aus Antwerpen und Josef Antebi aus Amsterdam im Haus der evangelischen Kirche führte erneut vor Augen, wie vielschichtig die Debatte ist, die durch die dort präsentierte Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ angestoßen wurde. Für Cabelman war es ein dringendes Bedürfnis, seinen Besuch öffentlich zu machen. Er wolle aufzeigen, „dass religiöse und orthodoxe Juden nichts gemeinsam haben mit der menschenverachtenden Politik des Zionismus gegenüber dem palästinensischen Volk“, teilte er vorab mit. Damit vertreten er und Antebi eine deutliche Gegenposition zu den deutsch-israelischen und jüdischen Verbänden, die nicht nur in Aachen die Nakba-Ausstellung heftig kritisieren. Deren Befürchtung: Sie schüre Israel-Hass und Antisemitismus.
Wo immer die Wanderausstellung, die sich mit der Gründung des Staates Israels und den Folgen für die Palästinenser befasst, gezeigt wurde, sei dies jedoch nie beobachtet worden, betont Ingrid Rumpf, verantwortlich für Inhalt und Konzeption.
Die Ausstellung fordere weder ein Rückkehrrecht für alle palästinensischen Flüchtlinge, noch stelle sie das Existenzrecht Israels infrage, betont Rumpf. Wohl aber mache sie deutlich, dass sich Israel damals fast die Hälfte des Territoriums einverleibt habe, das für den palästinensischen Staat vorgesehen war, und dass die Vertreibung der Palästinenser kein Mythos sei, sondern inzwischen auch von israelischen Historikern anerkannt werde. Ihre Stellungnahme, in der sie auf die Kritik der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Aachen eingeht, liegt ebenfalls in den Ausstellungsräumen aus.
Die kontroverse Diskussion um die Ausstellung und die teils völlig überzogene Kritik an der evangelischen Kirche als Veranstalter hat unterdessen auch ein unerwartet großes Besucherinteresse geweckt. Bereits zur Halbzeit wurden nach Angaben von Jürgen Groneberg, Leiter des evangelischen Erwachsenenbildungswerks, gut 550 Besucher gezählt. Für diese Woche haben sich zudem sechs Schulklassen angemeldet. Alleine gestern kamen 100 weitere Besucher.
„Positiv überrascht“
„Damit haben wir bei weitem nicht gerechnet“, sagt Groneberg, „wir sind sehr positiv überrascht.“ Zufrieden kann er auch zur Kenntnis nehmen, dass die erhoffte Diskussion über einen wesentlichen Ausschnitt der Nahost-Problematik bislang sachlich und fair geführt wird. Weder gebe es eine einseitige Stimmungsmache gegen Israel, noch hätten sich Neonazis sehen lassen. „Diese immer wieder geäußerte Befürchtung hat sich weder hier noch früher bewahrheitet“, so Groneberg.
Derweil machten Cabelman und Antebi gestern ausdrücklich Mut, die Ausstellung zu besuchen. Nicht sie schüre den Antisemitismus, sondern „die politische Ideologie des Zionismus“.
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